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Exkurs zur Kleidung

Wahrscheinlich hat fast jede_r schon mal das Gefühl gehabt, „unpassend“ angezogen zu sein und hat sich deshalb unwohl oder sogar diskriminiert gefühlt. Diskriminierung aufgrund Kleidung (im weiteren Sinne auch Schminke, etc.) gibt es einerseits, wenn Menschen aufgrund ihrer Lebensentwürfe und der damit einhergehenden Kleidung von anderen als „anders“ wahrgenommen werden. So findet ein, oft gegenseitiges, Abwerten zwischen verschiedenen (Sub-)Kulturen und Szenen statt. Aber es gibt auch Diskriminierung innerhalb einer Szene, z. B.wenn es einem Menschen nicht gelingt, dem internen Schönheitsideal und Kleidungscode zu entsprechen.
Kleidung ist zwar kein Körpermerkmal, aber sie steht trotzdem mit Lookism in Zusammenhang. Bei der Bestimmung des Marktwertes eines Menschen aufgrund des Äußeren spielen zumeist sowohl Körper als auch Kleidung eine Rolle, beim Prüfen der Attraktivitätsmarktwerts eines Menschen wird also das äußere Gesamtbild inklusive Kleidung bewertet.
Obwohl Kleidung nicht „angeboren“ ist, hat jeder Mensch, unter anderem aufgrund ihres_seines sozialen Status, nur eingeschränkte Möglichkeiten bei dem Zugang von Kleidung(*1). Und Kleidung offenbart Machtverhältnisse, symbolisch und auch ganz konkret in der Konstruktion von bestimmten Kleidungsstücken(*2).


Genauso wie Körper in „schön“ und „hässlich“ gedacht werden, geschieht dies auch bei Kleidung(*3). Doch hier ändert sich der Inhalt dieser beiden Begriffe noch schneller, die gesellschaftlichen 'Modetrends' sind schnelllebig und was in einem Jahr noch „schön“ war, kann im nächsten Jahr schon als „hässlich“ gelten.
Angeblich gibt es Menschen, die „Stil“ haben, diese haben die „richtige“ Kleidung in der „richtigen“ Kombination mit den „richtigen“ Accessoires und sind deshalb „schön“ angezogen, was ihren Marktwert erhöht.
Der „richtige“ Stil ist aber nicht nur nach Zeitpunkt inhaltlich unterschiedlich besetzt, sondern auch je nach Sozialisation und Szenezugehörigkeit. Wir denken, dass mensch eine bestimmte Kleidung nicht nur „halt einfach so schön“ findet, sondern das dieses Empfinden immer von gesellschaftlichen/szeneinternen Nomen geprägt ist.

Deswegen empfinden wir es als problematisch, Menschen, die nicht dem Stil ihres Umfeldes entsprechen können oder wollen (z. B. weil sie nicht die Mittel dazu haben oder das herrschende Kleidungsideal nicht nachvollziehen können oder wollen), deswegen abzuwerten(*4).


beautyJedoch sehen wir auch, dass mensch mit Kleidung (und anderen Körpergestaltungen) politische Aussagen transportieren und Kleidung sogar einer subversiven Praxis dienen kann (z. B. Kleidung/Schminke, die die herrschende Geschlechterordnung durcheinander bringt). Wir denken auch, dass es in Fällen bewusster Aussagen durch Kleidung Sinn machen kann oder sogar notwendig ist (z. B.bei eindeutig rechtsradikal konnotierten Kleidungsmerkmalen bzw. rechter Symbolik auf Kleidung ), diese bei der Beurteilung einer Person miteinzubeziehen.

 

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Links:
-Text zu Frauen und Kleidung „Undressing Dresses“ http://www.isiswomen.org/pub/wia/wia302/undress.htm

(1)Sogenannte „Markenkleidung“ können meist nur materiell Privilegierte tragen und grenzen sich dadurch von materiell schlechter gestellten Menschen ab. 
(2)Es geht hier auch um gesellschaftliche Normen, die vorgeben, welche Kleidung Menschen tragen(so wurde von Frauen z. B. früher häufig erwartet, einengende Korsetts zu tragen).
(3) Aber Kleidung dient auch dazu, kompetent/sympathisch/unnahbar/.. zu wirken.
(4)Dieser Kritikpunkt ist auch ein Anliegen der „queer theory“ . Ausschlüsse von bestimmten Personen, auch innerhalb der Subkultur, werden kritisch beleuchtet. Daher richtet sich „queer“ als politisches Konzept auch gegen Lookism: „Beispiele für Normierungen innerhalb der Subkultur (oder auch innerhalb der Subkultur), die von einer queeren Bewegung kritisiert werden, sind Rassismus, Biphobie, Transphobie und Diskriminierungen aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes eines Menschen, der nicht die Schönheitsideale der Szene erfüllt (Lookism).“ aus: http://www.haw-hamburg.de/sp/Standpunkt/treber/Bauer.htm