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Lookism in allen Lebensbereichen

Sich eine Gesellschaft ohne Lookism vorzustellen fällt schwer, da es bei näherer Betrachtung kaum einen zwischenmenschlichen Bereich gibt, der nicht von der Bewertung nach äußeren Körpermerkmalen geprägt zu sein scheint. Doch sei es zum einen die verrückte Tatsache, dass das zu Diskriminierung führende „schön/hässlich“-Schema einen derart präsenten Teil des Lebens einnimmt, dass es vor Übersättigung gar nicht mehr wahrgenommen wird, und zum anderen die mangelnde Sensibilität gegenüber der Thematik – Realität ist, dass Lookism nahezu alle Lebensbereiche dieser Gesellschaft beeinflusst.

Schon beim bloßen Einschalten des Fernsehers, dem Blick auf Werbeplakate oder beim Surfen im Internet wird mensch von Lookism überschwemmt. Ob es die nach äußeren Kriterien ausgesuchten Schauspieler_innen(*1), Nachrichtensprecher_innen oder Musikgruppen sind, ob es die sich in ihrer Aufbau nach ständig wiederholenden Produktwerbungen sind; in all diesen Bereichen wird die scheinbare Eigenschaft „schön zu sein“ genutzt, um den Marktwert eines Produktes zu steigern. Dabei werden im Vorfeld Menschen nach dem, wenn auch unterschiedlich gewichteten, aber immer eine Rolle spielenden Kriterium des äußeren Erscheinungsbildes ausgewählt, um das anscheinend große Bedürfnis nach „Schönheit“ zu befriedigen. Modelcastingshows, bei denen Körper durch Waagen und Maßbänder als „schön“ oder „hässlich“ deklariert werden und dementsprechend im Showkonzept erfolgreich sind, verzichten sogar fast vollständig auf die Mühe, der Lookismlogik in irgendeiner Form einen „humanen“ Anstrich zu geben und diese somit zu vernebeln. Ähnlich deutlich zeigt sich die Bewertung von Menschen nach dem Äußeren in einer erhöhten gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für Sportler, die nur wenig mit der sportlichen „Leistung“ zusammenhängt (z. B. Beckham, Kournikova).op´s


In der Medizin führt Lookism zu teilweise gravierenden Vorgehensweisen, so zum Beispiel in dem boomenden Zweig der Schönheitschirurgie (schon bei Kindern werden sogenannte 'Segelohren' operativ angelegt).


Aber auch in weniger fernen Bereichen des alltäglichen Lebens ist die Diskriminierung nach der äußeren Erscheinung fest verwurzelt.So haben „gut aussehende“ Menschen mehr Erfolg auf dem Arbeitsmarkt als Menschen, welche die gleichen Qualifikationen haben, aber als „unattraktiv“ gelten(*2). Auch in diesem „nichtprivaten“ oder sogenannten „beruflichen“ Teil des Lebens wird ein „ansehnliches Äußeres“ verlangt, zum Beispiel bei Bewerbungen, Präsentationen, Geschäftsessen oder der bloßen Anwesenheit am Arbeitplatz.
Ebenso im „privaten“ Bereich spielt nur zu oft das entsprechende Äußere eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Zusammensetzung und Neufindung von sozialen Beziehungen. Es scheint so, als ob in jeder größeren Zusammensetzung von Menschen, auch in sich selber als emanzipiert ansehenden Szenen, Diskriminierung nach dem äußeren Erscheinungsbild ein Bestandteil ist. So ist fast auf jeder Party zu beobachten, wie sich Menschen nach dem Äußeren orientieren und dementsprechend als „hässlich“ empfundene Menschen am Rande des Interesses stehen. Besonders deutlich wird dies auch bei der Partnersuche durch Kontaktanzeigen, in denen sich fast ausschließlich auf körperliche Daten beschränkt wird und dementsprechend Ausschlüsse produziert werden (z. B. werden Frauen, die nicht den „idealen“ Körpermaßen entsprechen, in vielen Kontaktanzeigen von vornherein ausgegrenzt).
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All dem scheint zu Grunde zu liegen, dass es ein gewohnter Zustand ist, nach dem äußeren Erscheinungsbild zu urteilen und schon beim berühmten „ersten Blick“ Individuen in die ansozialisierten Schönheitsschemata (zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, Gesichtsstruktur usw.) einzuordnen und zu beurteilen. Dies ist unserer Ansicht nach eine der Ursachen der „Normalität“ von Lookism. Diese handlungsbeeinflussenden Denkprozesse führen zu einer Bewertung von anderen Individuen nach ihrem somit entstandenen Marktwertes. Diese Bewertung führt zwangsläufig zu Diskriminierung Anderer, da „Schönheit“ ihren übergeordneten Wert nur durch die Existenz von der sogenannten „Hässlichkeit“ erhalten kann. Es entsteht so eine weitere Form der Konkurrenz, die sich nahtlos in eine kapitalistische Wertestruktur einfügt.

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(1)Wir haben versucht, in den Texten eine möglichst nicht-sexistische Sprache zu verwenden. Daher haben wir vermieden, die grammatisch männliche Namensform für die Bezeichnung gemischter Gruppen zu benutzen. Mehr dazu: http://bt-mac2.fernuni-hagen.de/AnnabellPreussler/gems/madonna.pdf
Der Unterstrich „.._innen“ hat die Funktion, dass nicht nur Frauen mitgedacht werden bzw. sich angesprochen fühlen, sondern auch Menschen, die sich zwischen/außerhalb der Zweigeschlechtlichkeit verorten.
(2)In einer amerikanischen Studie von 1993 verdienten „schöne“ Menschen durchschnittlich zwischen 5-10% mehr Lohn als Gleichqualifizierte, die als weniger „schön“ galten (American Economic Review, vol 84, Dec 1994, pp 11741194). 
http://ideas.repec.org/p/nbr/nberwo/4518.htm